Bayerische Chemieverbände 1971-1996
19. Juni 2022Bayerische Chemieverbände 1996-2021
20. Juni 2022Bayerische Chemieverbände 1946-1971
Organisationen im Wandel
Im November 1945 erteilte der damalige bayerische Wirtschaftsminister, Dr. Ludwig Erhard, die Bestätigung zur Gründung einer wirtschaftlichen Vereinigung der chemischen Industrie. Am 09. August 1946 gründeten dann 250 Firmen im Großen Saal des Münchner Rathauses den Chemieverein.
Der Vereinsgründung am 09. August 1946 voraus ging eine ganze Reihe von Besprechungen und Genehmigungsschreiben der US-Militärregierung und der damals eher nachgeordneten bayerischen Staatsregierung, die im Grunde das Mißtrauen ermessen lassen, das die Amerikaner einem Zusammenschluß von Unternehmen, noch dazu des Chemie-Bereiches, entgegenbrachten. Der IG-Farben-Prozeß warf seine Schatten voraus. Schon im August 1945 hatte Eugen Bunzl, später Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Arbeitgeberverbände in Bayern, einige Chemie-Firmen aus dem südbayerischen Raum zu einer ersten Fühlungnahme eingeladen. Damals wurde Dr. Siegfried Balke, Chemische Fabrik Aubing, beauftragt, die Gründung einer wirtschaftspolitischen Organisation vorzubereiten. Eine Satzung sollte eine Kleine Kommission unter Dr. Hellmuth Holz, Wacker-Chemie, vorbereiten.
Erst nach wiederholten weiteren „Permits“ der Militärregierung ging dann die Gründungsversammlung mit 250 Teilnehmern (!) über die Bühne. Dr. Balke wurde 1. Vorsitzender, seine Stellvertreter waren Hermann Hiller, Wacker-Chemie München und Dr. Fritz Kolke, Wiederhold Lack- und Farbenfabriken, Nürnberg.
Der Gründungsversammlung vorgeschaltet war eine heute kaum vorstellbare Flut von Kontaktaufnahmen zu möglichst vielen bayerischen Chemiefirmen, die unter den abenteuerlichsten Transportverhältnissen mit ehemaligen Wehrmachtsautos, bescheidensten Übernachtungsmöglichkeiten, latenter Lebensmittelknappheit usw. zu absolvieren war.
So begann also die Vereinstätigkeit in der Brienner Straße 7 in einem Büro mit Kanonenofen. Der Verein war eine rein wirtschaftspolitische Interessenvertretung. Sozialpolitisch durfte man sich kraft ausdrücklichem Verbot der Militärregierung nicht betätigen, obwohl die Gewerkschaften bereits 1945 wieder zugelassen waren.
Erst im Laufe des Jahres 1947 konnte innerhalb des Vereins ein sozialpolitischer Ausschuß gebildet werden, dessen Vorsitz Hermann Hiller, Wacker-Chemie, zur Wahrnehmung tarifpolitischer Arbeitgeberinteressen übernahm. Ihm folgte 1949 Dr. Walter Gammert, Glanzstoff, Obernburg.
Noch ein letztes Datum: 1965 ergab sich die Notwendigkeit, die wirtschafts- und die sozialpolitische Tätigkeit des Vereins organisatorisch zu trennen: Die wirtschaftspolitische Interessenvertretung übernahm der VCI-Landesverband Bayern, die sozialpolitische Vertretung blieb dem Verein der Bayerischen Chemischen Industrie vorbehalten. Wichtig aber war vor allem für die Mitgliedsfirmen: die Personalunion im Vorstand und in der Geschäftsführung, das gemeinsame Büro blieb bestehen, so daß es für die Mitgliedsfirmen im Grunde bei einer Adresse geblieben ist.
Schon zum 25. Jubiläum der Gründung gab es eine Festschrift, die detailliert wie eindrucksvoll das erste Vierteljahrhundert der Verbandsgeschichte dokumentiert – einer Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg.
Ein höchst lesenswertes, geschichtsträchtiges Dokument, das nicht nur Aufschluss über den Ursprung der heutigen „Chemieverbändelandschaft“ gibt, sondern auch die Entwicklung der Branche sowie deren Herausforderungen in dieser spannenden Zeit dokumentiert.
Dieser Blick in die Geschichte ist auch deswegen so interessant, da er doch erstaunlich viele Parallelen zu den heutigen Herausforderungen zu Tage bringt – sei es mit Blick auf die Bürokratie oder auch Fragen der Rohstoff- und Energieversorgung.
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