„Es wird einer zukünftigen Darstellung der Wirtschaftsgeschichte nicht möglich sein, in der Bildung des Vereins der Bayerischen Chemischen Industrie eine literarisch verwertbare Fundgrube geheimnisvoller Vorgänge zu entdecken.“ So kennzeichnete der 1. Vorsitzende des Vereins, Dr.-Ing. Siegfried Balke, am 09.August 1946 in der Gründungsversammlung im Großen Saal des Rathauses zu München die Vorgeschichte.

Geheimnisvolles hat sich auch in den folgenden 75 Jahren der Vereinsgeschichte nicht getan, aber ansonsten eine ganze Menge.

Wir versuchen, diese 75 Jahre bis 2021 für Sie in Teilen Revue passieren zu lassen.

Organisationen im Wandel

Ludwig Erhard

Ludwig Erhard (1963)

Im November 1945 erteilte der damalige bayerische Wirtschaftsminister, Dr. Ludwig Erhard, die Bestätigung zur Gründung einer wirtschaftlichen Vereinigung der chemischen Industrie. Am 09. August 1946 gründeten dann 250 Firmen im Großen Saal des Münchner Rathauses den Chemieverein.

Vereinsgründung am 09. August 1946

Der Vereinsgründung am 09. August 1946 voraus ging eine ganze Reihe von Besprechungen und Genehmigungsschreiben der US-Militärregierung und der damals eher nachgeordneten bayerischen Staatsregierung, die im Grunde das Mißtrauen ermessen lassen, das die Amerikaner einem Zusammenschluß von Unternehmen, noch dazu des Chemie-Bereiches, entgegenbrachten. Der IG-Farben-Prozeß warf seine Schatten voraus. Schon im August 1945 hatte Eugen Bunzl, später Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Arbeitgeberverbände in Bayern, einige Chemie-Firmen aus dem südbayerischen Raum zu einer ersten Fühlungnahme eingeladen. Damals wurde Dr. Siegfried Balke, Chemische Fabrik Aubing, beauftragt, die Gründung einer wirtschaftspolitischen Organisation vorzubereiten. Eine Satzung sollte eine Kleine Kommission unter Dr. Hellmuth Holz, Wacker-Chemie, vorbereiten.

Office of Military Government Liaison and Security Office 3. August 1946Erst nach wiederholten weiteren „Permits“ der Militärregierung ging dann die Gründungsversammlung mit 250 Teilnehmern (!) über die Bühne. Dr. Balke wurde 1. Vorsitzender, seine Stellvertreter waren Hermann Hiller, Wacker-Chemie München und Dr. Fritz Kolke, Wiederhold Lack- und Farbenfabriken, Nürnberg.

Der Gründungsversammlung vorgeschaltet war eine heute kaum vorstellbare Flut von Kontaktaufnahmen zu möglichst vielen bayerischen Chemiefirmen, die unter den abenteuerlichsten Transportverhältnissen mit ehemaligen Wehrmachtsautos, bescheidensten Übernachtungsmöglichkeiten, latenter Lebensmittelknappheit usw. zu absolvieren war.

Anwesenheitsliste im Vorfeld der Gründung am 17. August 1945

So begann also die Vereinstätigkeit in der Brienner Straße 7 in einem Büro mit Kanonenofen. Der Verein war eine rein wirtschaftspolitische Interessenvertretung. Sozialpolitisch durfte man sich kraft ausdrücklichem Verbot der Militärregierung nicht betätigen, obwohl die Gewerkschaften bereits 1945 wieder zugelassen waren.

Erster sozialpolitischer Ausschuß ab 1947

Erst im Laufe des Jahres 1947 konnte innerhalb des Vereins ein sozialpolitischer Ausschuß gebildet werden, dessen Vorsitz Hermann Hiller, Wacker-Chemie, zur Wahrnehmung tarifpolitischer Arbeitgeberinteressen übernahm. Ihm folgte 1949 Dr. Walter Gammert, Glanzstoff, Obernburg.

Noch ein letztes Datum: 1965 ergab sich die Notwendigkeit, die wirtschafts- und die sozialpolitische Tätigkeit des Vereins organisatorisch zu trennen: Die wirtschaftspolitische Interessenvertretung übernahm der VCI-Landesverband Bayern, die sozialpolitische Vertretung blieb dem Verein der Bayerischen Chemischen Industrie vorbehalten. Wichtig aber war vor allem für die Mitgliedsfirmen: die Personalunion im Vorstand und in der Geschäftsführung, das gemeinsame Büro blieb bestehen, so daß es für die Mitgliedsfirmen im Grunde bei einer Adresse geblieben ist.

Festschrift zum 25. Jubiläum

Schon zum 25. Jubiläum der Gründung gab es eine Festschrift, die detailliert wie eindrucksvoll das erste Vierteljahrhundert der Verbandsgeschichte dokumentiert – einer Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg.

Ein höchst lesenswertes, geschichtsträchtiges Dokument, das nicht nur Aufschluss über den Ursprung der heutigen „Chemieverbändelandschaft“ gibt, sondern auch die Entwicklung der Branche sowie deren Herausforderungen in dieser spannenden Zeit dokumentiert.

Dieser Blick in die Geschichte ist auch deswegen so interessant, da er doch erstaunlich viele Parallelen zu den heutigen Herausforderungen zu Tage bringt – sei es mit Blick auf die Bürokratie oder auch Fragen der Rohstoff- und Energieversorgung.

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Immer wieder Schwerpunktverlagerung

Verbandsgebäude der Bayerischen Chemieverbände – bis 1976 Brienner Straße 7, ab 1976 Innstraße 15

Begann die Vereinstätigkeit in der Brienner Straße 7, so erfolgte 1976 der Umzug in die Innstraße 15, in welcher der Verein der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. 1976 das heutige Verbandsgebäude erworben hat. Hier ist neben den Bayerischen Chemieverbänden mittlerweile auch der Verband der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern (KVI) angesiedelt.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit stand natürlich die wirtschaftspolitische Interessenvertretung gegenüber der Militärregierung und der bayerischen Staatsregierung und ihren nachgeordneten Behörden im Vordergrund. Die Rohstoffknappheit verlangte nach engen Kontakten zu den staatlichen Verteilungsorganen, wobei sich der Verein immer wehrte, in das Verteilungsgeschäft selbst unmittelbar einbezogen zu werden, das hätte der Neutralität gegenüber den Mitgliedsfirmen geschadet. So blieb es bei guten persönlichen Beziehungen, zum Beispiel zur Landesstelle Chemie innerhalb des Wirtschaftsministeriums.

Mit dem Erstarken der Konjunktur nach der Währungsreform und der Einführung der sozialen Marktwirtschaft durch Professor Ludwig Erhard wuchs allmählich auch das Interesse an geordneten Arbeitgeber-/Arbeitnehmer-Beziehungen. Die Tarifpolitik gewann insbesondere nach Aufhebung des Lohnstops an Bedeutung. Die sozialen Gegenspieler von damals auf seiten der IG Chemie in Bayern waren Theo Lederer, Karl Tauer und später Alfred Kunzmann. Wenn man es nach heutiger Nomenklatur beurteilt, waren dies schon damals Vertreter eines sozialen Konsenses, einer sozialen Partnerschaft, die in der bayerischen chemischen Industrie bis heute Maxime des Handelns der beiden Partner geblieben ist.

Hohe Tarifabschlüsse und zunehmende Bedeutung von Umweltschutz, Produktions- und Produktsicherheit

In den Jahren der Voll-, ja Überbeschäftigung, als die Arbeitslosenquote im gesamten Bundesgebiet zeitweise auf unter 100.000 sank und die Verbände immer wieder Appelle an ihre Mitgliedsfirmen richten mußten, sich nicht gegenseitig Fachkräfte abzuwerben, waren hohe Tarifabschlüsse oft unvermeidbar. Sie lösten auch kaum Kritik aus, denn die Firmen mußten angesichts des angespannten Arbeitsmarktes ohnehin noch darüber hinausreichende übertarifliche Leistungen erbringen. Dem Erfindungsreichtum betrieblicher Sonderleistungen von Anwesenheitsprämien über Zusatzurlaubstage bis großzügigen Leistungslohnsystemen waren keine Grenzen gesetzt. Man kann es fast zynisch so formulieren: Es gab kaum eine gewerkschaftliche Forderung, die nicht schon vorher von einzelnen Arbeitgebern erfunden worden wäre.

Anfang der 70er Jahre gewannen wirtschaftspolitische Fragen, insbesondere der Umweltschutz, an Bedeutung. Damit trat das Image der chemischen Industrie in den Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Verbandsaktivitäten. Öffentlichkeitsarbeit auf breiter Grundlage, Leitlinien der chemischen Industrie zum Umweltschutz, Pressefahrten, Tage der offenen Tür, eine Broschüre wie „Chemie in Bayern“ führten schließlich zu dem heute noch aktuellen Projekt der chemischen Industrie auf Bundesebene „Chemie im Dialog“. Es soll die Leistungen der chemischen Industrie für Produktions- und Produktsicherheit, für die Umwelt, für ein verantwortliches Handeln im Sinne eines auch vor späteren Generationen verantwortbaren Resourcen-Verbrauches verdeutlichen und der Öffentlichkeit darlegen, welche Anstrengungen dieser Industriezweig in Richtung Umweltverträglichkeit seiner Produktion und seiner Produkte unternimmt. Andererseits durften die verbliebenen Restrisiken nicht verschwiegen werden.

Im sozialpolitischen Zuständigkeitsbereich erforderte der von Konjunkturzyklus zu Konjunkturzyklus auf höherem Niveau zurückbleibende Arbeitslosensockel eine entsprechende Reaktion der Tarifpolitik. Mußte sie in Zeiten der guten Konjunktur in der Regel nur darauf achten, mit den Tarifabschlüssen den ohnehin bestehenden Druck auf Einkommenserhöhungen vom Arbeitsmarkt her auf einem für alle Firmen verträglichen Niveau abzufangen, so hat andererseits der in den 90er Jahren eingeleitete Strukturwandel in Verbindung mit einer Globalisierung des Wirtschaftsgeschehens die Tarifpolitik vor die Aufgabe gestellt, den Firmen genügend Spielräume für Eigenentscheidungen innerhalb des Ordnungssystems eines Tarifwerkes zu schaffen, ohne dabei den friedensstiftenden und ordnungspolitischen Nutzen eines Flächentarifes für eine ganze Branche in Frage zu stellen. Auch hier galt es wieder, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.

Tarifpolitik muß zukunftsweisenden Trends folgen

Die Tarifvertragsparteien der Chemischen Industrie haben sich – auf Arbeitgeberseite in zunehmenden Maße auf Bundesebene koordiniert – als Motor moderner sozial- und tarifpolitischer Entwicklungen erwiesen. Sie sind häufig andere Wege gegangen als die übrigen deutschen Industriebranchen, insbesondere die Metall- und Elektroindustrie und haben dabei zukunftsweisende Akzente gesetzt. So wurde etwa 1974 der „Unterstützungsverein der Chemischen Industrie“ gegründet, der durch Beiträge der Arbeitgeber gespeist, unverschuldet arbeitslos gewordenen Chemiearbeitnehmern einen Zuschuß zum Arbeitslosengeld verschaffte und damit ein absolutes Kündigungsverbot für ältere Arbeitnehmer verhinderte. Die Chemie hielt auch bis heute an der paritätischen Besetzung ihrer tariflichen Schlichtungsstelle fest, um die Chancen für einen Tarifabschluß in freien Verhandlungen zu erhöhen, denn ein sogenannter neutraler Schlichter beeinflußt und blockiert oft das Aufeinander-Zugehen der Verhandlungspartner. Sozialpolitisch richtungsweisend war auch die Einführung eines einheitlichen Entgelttarifvertrages für Arbeiter und Angestellte im Jahr 1988. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit hat man in der Chemischen Industrie nie als eine Arbeitsplatz vermehrende Lösung zur Bekämpfung der wachsenden Arbeitslosigkeit angesehen, sondern nur in kleinen Schritten mit anderen Modellen der flexiblen Arbeitszeitgestaltung kombiniert:
So wurde schon 1985, also 11 Jahre vor dem Gesetzgeber, ein Tarifvertrag über Altersteilzeit vereinbart, ferner 1987 ein Tarifabkommen über Teilzeitarbeit geschlossen und tarifvertraglich zunehmend flexible Modelle zur Umsetzung der tariflichen Arbeitszeitverkürzung angeboten. Aussetztage im Mehrwochenrhythmus, Einbau von Brückentagen und Freistellung am Jahreswechsel, sehr lange Verteilzeiträume bis hin zum aktuell geltenden Wochenarbeitszeitkorridor von 35 bis 40 Stunden ohne Zuschlagspflichten. Öffnung für betriebliche Lösungen statt starrer Tarifregelungen steht schon seit Jahren auf dem Programm der Chemie-Tarifvertragsparteien.

Verbände, die auch Arbeitgeber-Funktion haben, müssen sozialpolitische Trends beobachten, manchmal sogar selbst setzen und die entsprechenden tarifpolitischen Konsequenzen ziehen. Sie müssen dabei einerseits im engen Kontakt zu ihren Mitgliedsfirmen die betrieblichen Notwendigkeiten erkennen und danach handeln, andererseits aber auch selbst moderne Entwicklungen vorantreiben, ihren Mitgliedsfirmen nahebringen und ihre Umsetzung in die betriebliche Wirklichkeit fördern. Die Bayerischen Chemieverbände haben ihre Aufgabe immer in dieser Mittler- und Initiativ-Funktion gesehen und so gestalterisch und nicht nur passiv das Tarifgeschehen beeinflußt.

Blick nach vorne

Zum 50. Jubiläum hatte man sich daher entschlossen, statt einer historischen Aufarbeitung, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Die Vorträge des Festakts wurden später gebunden und bieten einen hochinteressanten Einblick in die Zukunftserwartungen der damaligen Zeit.

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Zeitenwende in die Moderne

Die Bayerischen Chemieverbände haben eine bewegte und spannende Geschichte. Sie haben die Entwicklung der chemisch-pharmazeutischen Chemie in Bayern seit dem Ende des zweiten Weltkriegs mitbegleitet. Von den Anfängen, dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg über den großen Industrialisierungsschub – weg vom Agrar- und hin zum Industrieland Bayern – in den 60er, 70er und 80er Jahren, bis zum nun bevorstehenden Strukturwandel hin zur Klimaneutralität.

Die Historie der letzten 25 Jahre – 1996 bis 2021 – mit den Themen, die die Branche bewegt haben und noch immer bewegen, dokumentiert sich vor allem in unseren Jahresberichten – bis 2013 noch in Form von Leporellos –, welche Sie HIER finden. Dabei sind die Jahresberichte nicht nur eine Bilanz des jeweiligen Geschäftsjahres, sondern in erster Linie eine klare Beschreibung unserer Positionen.

Dennoch wollen wir hier einen kurzen Blick auf den Wandel der Bayerischen Chemieverbände als Organisation und die Themen werfen, die uns besonders beschäftigten. Der Wandel der Verbände selbst ist im Wesentlichen durch die Digitalisierung geprägt. Thematisch bewegten uns die letzten 25 Jahre unter anderem folgende Themen.

Die Europäisierung des Umweltrechts, sowohl im Stoffrecht (Reach und CLP) als auch im Genehmigungsrecht (IED) hat Standards erhöht, aber leider auch die Komplexität und Bürokratie teils sogar zum Nachteil der Schutzgüter befeuert. Die Bedeutung der Pharmabranche – gerade in Bayern – hat deutlich zugenommen. Bayern ist mittlerweile deutschlandweit führend auf den Gebiet der Biotechnologie und viele Deutschlandzentralen der internationalen Pharmafirmen haben ihren Sitz in Bayern. Die Pharmainitiative Bayern hat sich einen guten Ruf als Sprachrohr der forschenden Pharmaunternehmen erarbeitet und auch der Austausch mit den Ministerien hat sich im Rahmen der „Pharmagipfel Bayern“ etabliert. Im Bayerischen Schulsystem der Gymnasien wurde vom 9-jährigen Gymnasium zum G8 gewechselt und schließlich wieder zurück zu einem (anderen) 9-jährigen System (G9), wobei sich auch die Oberstufe und das Abitur geändert haben. Die Schulungen/Seminare für Lehrer wurden in der Verbandsarbeit deutlich ausgeweitet. Mit dem 1995 erstmals abgeschlossenen Umweltpakt Bayern wurde damals eine neue Ära und Kultur des kooperativen Umweltschutzes begründet, die bis heute anhält.

Besonders herausgreifen wollen wir die folgenden drei Themen:

Bayerische Chemieverbände – twitter-Auftritt

Auch auf twitter sind die Bayerischen Chemieverbände seit 2019 vertreten.

Digitalisierung

Vor 1996 gab es im Grunde noch kein Internet und auch E-Mail steckte noch in den Kinderschuhen. Den Wandel hin zu einer digitalisierten Arbeitswelt haben die Verbände natürlich genauso vollzogen, wie alle Unternehmen. Ende 1996 wurden damals die meisten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Verband mit einem Computer und einer E-Mail-Adresse ausgestattet. Heute ist natürlich eine komplett vernetzte Büroinfrastruktur mit digitalen Prozessen und einer Anbindung ans Home Office im Grunde keine besondere Nachricht mehr wert.

Erfolgte die Information der Mitglieder des VCI Landesverband sowie des VBCI 1996 im Wesentlichen noch durch postalische Rundschreiben, so wurde aber auch hier zuerst 2005 beim VBCI mit einem Intranet und dann 2019 für beide Verbände mit unserem Extranet vollständig auf elektronische Information umgestellt.

Es gibt im Unterschied zu 1996 mittlerweile auch mehrere gut gepflegte Webseiten auf denen der interessierte Leser unkompliziert an unsere Positionen und Argumente sowie an unsere Angebote für Schulungen, Seminare etc. kommt.

Ein moderner Verband kommt auch an „Social Media“ nicht vorbei. Seit September 2019 betreiben wir einen Verbands-Twitter-Account, beteiligen uns an Blogs (Azubiblog) oder Informationswebsites wie Elementare Vielfalt (ElVi). Auch LinkedIn spielt für uns eine immer wichtigere Rolle.

Energiewende

Die letzten 25 Jahre waren Jahre der Energie– und Klimapolitik, der Energiewende. Besonders für Bayern werden die Energieversorgungssicherheit, aber natürlich auch die Bezahlbarkeit zunehmend zur Schicksalsfrage des Industriestandorts. Das gilt zum einen kurzfristig mit der Sorge um die Gasversorgungssicherheit aufgrund des Ukrainekriegs, aber auch langfristig mit Blick auf die Klimaziele: Woher wird die in einem Industrieland erforderliche klimaneutrale Energie, in welcher Form und in ausreichenden Mengen kommen? Und zu welchem Preis?

Daneben fehlen uns die Rahmenbedingungen für eine schnelle Umsetzung der Energiewende. Denn nicht zuletzt die Europäisierung des Umweltrechts hat uns im Resultat in eine Komplexitätsfalle geführt, die in eines der langwierigsten und kompliziertesten Zulassungsregimes gemündet hat. Eine schnelle Umsetzung von Industrie- und Infrastrukturprojekten wird dadurch unmöglich. Dies schadet der Energiewende und der Transformation zur Klimaneutralität.

Mit Blick auf die kommenden Jahre stehen wir daher vor einer entscheidenden Weggabelung. Gelingt es nicht, vom Pfad einer staatlichen Regulierungswut hin zu einer Ermöglichungskultur zurückzufinden, laufen wir Gefahr, sowohl bei der der Energiewende als auch bei der ökologische Transformation zu scheitern. Die Folge wäre eine Translation von Industrieproduktion aus Deutschland und der EU heraus. Und das mit weitreichenden Folgen für industrielle Wertschöpfung. Deshalb braucht es eine Renaissance der Industriepolitik, die den nötigen Rahmen und Leitplanken für die technologieneutrale und marktgetriebene Entwicklung von nachhaltigen Innovationen und eine erfolgreiche heimische Industrieproduktion gewährleistet.

Tarifpolitik

Neben der Umwelt- und Energiepolitik hat sich in den letzten Jahren natürlich auch auf dem Feld der Tarifpolitik einiges getan. Gemeinsam haben die Chemie-Tarifparteien schon sehr früh auf den internationalen Standortwettbewerb, den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen und den strukturellen Wandel der Arbeitswelt reagiert. Man denke nur an den „Solidarpakt für Standortsicherung und Beschäftigungsförderung in der chemischen Industrie“ aus dem Jahr 1996. Daneben stellten später die Bewältigung der Finanzkrise und die Folgen der Pandemie die Sozialpartner vor weitere Herausforderungen.

Entscheidend für eine zukunftsfähige Tarifpolitik und Standortsicherung war und ist dabei vor allem die Flexibilisierung der Flächentarife, wie sie in der Chemie bereits frühzeitig eingeleitet wurde. Öffnungsklauseln, Differenzierungsmöglichkeiten und die Option unternehmensbezogener Verbandstarifverträge sind dabei wichtige und hilfreiche Instrumente zur Lösung struktureller Fragestellungen innerhalb der Branche sowie für Mitgliedsunternehmen, die in wirtschaftlich schwierigen Situationen mit den generellen Regelungen des Flächentarifvertrags überfordert sind und im internationalen Wettbewerb am Standort Deutschland bestehen müssen.

Deshalb waren es vor allem die verschiedenen Flexibilisierungsmöglichkeiten auf der Kostenseite, die den Tarifverträgen in der Chemie eine Ausnahmestellung in der Tariflandschaft verschafft haben und die damit zum Vorbild für manche Veränderung auch in anderen Branchen wurden und bis heute sind.

Aber auch auf andere gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. die steigende Arbeitslosigkeit – insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit –, die demografische Entwicklung und den damit drohenden Fachkräftemangel, das Thema betriebliche Altersversorgung sowie auf die Digitalisierung der Arbeitswelt haben die Chemie-Sozialpartner zahlreiche innovative Antworten gefunden. Man denke nur an den Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ oder den Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“ – allesamt Meilensteine einer zukunftsweisenden Tarifpolitik, die uns allenthalben sehr viel Respekt eingebracht hat. Oder die zusammen mit unserem Sozialpartner entwickelten Konzepte zu Work@industrie4.0. – um nur einige wenige zu nennen.

 

Es war also in jeder Hinsicht sehr viel geboten in den letzten 25 Jahren! Und trotz aller wirtschafts-, tarif- und sozialpolitischen Herausforderungen – sogar gerade deswegen – ist es umso wichtiger, sich in Erinnerung zu rufen, dass die Chemie für viele gesellschaftliche Herausforderungen DER Problemlöser ist – ohne Chemie geht es nicht!

 

Bayerische Chemieverbände – Jahresberichte

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Zukunft?! – Wir sind bereit!

Gerade die breite Palette verbandspolitischer Aktivitäten innerhalb des doppelgleisigen Verbandsaufbaus, auf Seiten der Wirtschaftspolitik mit vielen politischen Kontakten über ein von zahlreichen Experten der Chemie-Mitgliedsfirmen getragenes Netz von hohen Informationsstandards bis hin zu den Arbeitgeber-Verbandstätigkeiten im tarifpolitischen Bereich, in der arbeits- und sozialrechtlichen Einzelberatung, des reichen Angebots an Informations- und Ausspracheveranstaltungen, arbeitsrechtlichen Schulungen, Führungskräfte- und Meisterseminaren gewährleistet eine am Puls der Zeit orientierte Verbandsarbeit. Sie kann sich rasch und aktuell auf konkrete Situationsänderungen einstellen und gerät nicht in die Gefahr von Verkrustungen oder schablonenhafter Tätigkeit.

Und hinter allem, was wir als Verbände für unsere Mitglieder tun, stecken echte Menschen. Wir sind ein starkes, hochengagiertes Team, in dem jede und jeder einen wertvollen Beitrag zum Gesamterfolg leistet. Und es sind diese Menschen, die den Unterschied ausmachen! Die Beratung und Unterstützung der Mitgliedsunternehmen mit Leidenschaft, Herz und Verstand stehen in diesem Team seit über 75 Jahren – und auch in Zukunft – an oberster Stelle.

Wir vertreten die #Lösungsindustrie – und darauf sind wir stolz!

Mitarbeiter 2022 - Bayerische Chemieverbände