Mitgliederversammlung 2025 – Änderungen im Vorstand
18. Juli 2025Transformation braucht Infrastruktur reloaded – Update der Trans4In-Studie zur Energietransformation im ChemDelta Bavaria
Die Energietransformation, d.h. der sukzessive Umstieg auf eine regenerative Energieversorgung, ist weiterhin das standortpolitische Top-Thema für das südostbayerische Chemiedreieck. Dazu wurde nun ein Update der Trans4In-Studie von 2022 vorgestellt.
Diese Untersuchung, durchgeführt von der FfE (Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft), liefert daten- und faktenbasiert Erkenntnisse über die zukünftigen Energie- und Infrastrukturbedarfe für die drittgrößte Chemieregion Deutschlands. Sie beleuchtet darin die Perspektiven der dort ansässigen Chemieunternehmen für die kommenden 25 Jahre und liefert zentrale Erkenntnisse zur Zukunftsfähigkeit des Standorts. Das Update war nötig geworden, weil sich wichtige Rahmenbedingungen verändert haben: Steigende Energiepreise, eine gedämpfte Konjunkturerwartung, neue regulatorische Vorgaben sowie Anpassungen in den Infrastrukturplanungen machten eine Aktualisierung der bisherigen Annahmen erforderlich.
Trans4In2.0 wurde am 17.07.2025 im Rahmen der traditionellen ChemDelta Summerlounge vorgestellt.
Es bleibt dabei: Transformation braucht Infrastruktur – und zwar jetzt
Trotz konjunktureller Schwäche, struktureller Herausforderungen und schwieriger Standortbedingungen bleibt der Kurs klar: Die drittgrößte Chemieregion Deutschlands verfolgt konsequent das Ziel der Klimaneutralität. Doch dafür braucht es mehr Unterstützung – wir sind an einem „Make or Break“-Moment.
Nötig ist ein klarer Kurs für:
- Zuverlässige Rahmenbedingungen
- Wettbewerbsfähige Energiepreise
- Kraftvollen Ausbau der Infrastruktur
Kernergebnisse der Trans4In 2.0-Studie – deep dive
Die aktualisierte Studie liefert wichtige Daten und Trends:
- Rückgang des Energiebedarfs – Standortkrise in Zahlen: Zwischen 2019 und 2024 sank der Energiebedarf der Chemieregion um knapp 1 TWh – ein klares Zeichen für die strukturellen Herausforderungen und ein Weckruf zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.
- Zukünftiger Energiebedarf: Im Zuge einer erfolgreichen Transformation des ChemDelta wird der Gesamtenergiebedarf (Strom bzw. Strom & Wasserstoff) bis 2050 aber weiterhin deutlich steigen – von 8,6 TWh (2024) auf rund 12 TWh.
- Der Strombedarf steigt rasant – und zwar schon in den kommenden Jahren:
- Bis 2030: +50 %
- Bis 2040: >+200–300 %
- → Die Infrastruktur muss also unbedingt mitwachsen!
- Wasserstoff ist wichtiger Enabler: Der Vergleich eines „all-electric“-Stromszenarios mit einem Wasserstoffpfad zeigt, dass eine überregionale Wasserstoffversorgung den Strombedarf und die dafür nötige Anschlussleistung signifikant senken kann (um ca. 1/3 in 2050) – ein strategisch wichtiger Hebel.
- So oder so – die Anschlussleistung muss steigen: Eine zweite 380-kV-Leitung bis spätestens 2030 ist – egal welches Szenario man zugrunde legt – unverzichtbar. Der aktuelle Netzentwicklungsplan sieht diese jedoch zu spät vor – hier muss dringend nachgesteuert und der Turbo gezündet werden.
- Studienerweiterung – Exkurse mit Erkenntnisgewinn: Trans4In2.0 beleuchtet im Rahmen von Exkursen zudem wichtige Zusatzaspekte. So wurde die Relevanz eines Wasserstoffspeichers, ein zusätzliches Wasserstoffkraftwerk für die Region sowie Szenarien für das Carbon Management untersucht.
Wichtige Randbedingung: Ohne wettbewerbsfähige Energiekosten ist alles nichts!
Eine wesentliche Grundannahme sind wettbewerbsfähige Kosten für Energieträger. Denn sonst ist die Transformation nicht zu stemmen. Die Unternehmen brauchen:
- Planungssicherheit
- Konkurrenzfähige Stromkosten
- Bürokratieabbau
- Zügige Genehmigungsverfahren
Nur unter diesen Bedingungen kann die Transformation gelingen und das ChemDelta Bavaria seine Rolle als Innovationsmotor und Wirtschaftskraft behalten. Hierfür liefert die Studie nun einen klaren Auftrag an die Politik!
Ein besonderer Dank gilt dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, dass das Studienupdate unterstützt hat. Solche Kooperationen sind essenziell, um faktenbasierte politische Entscheidungen zu ermöglichen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.
Zum Studienupdate „Trans4In2.0“
Bildquelle Titelbild, Beitragsbilder und Studienfolie: Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. und Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH sowie ChemDeltaBavaria