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29. April 2024Regionale Tarifrunde #Chemie24: Wettbewerbsfähigkeit des Chemie-Standorts und Beschäftigung sichern! – Verhandlungen in Bayern ergebnislos vertagt.
München, 25. April 2024. Heute fand in Feldkirchen bei München die regionale Verhandlung der Tarifrunde 2024 für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Bayern statt. Nach einer rund zweistündigen Wirtschaftsdebatte zwischen Vertretern des Arbeitgeberverbands VBCI, Unternehmensvertretern und Vertretern der Gewerkschaft IGBCE wurde die Tarifverhandlung ergebnislos vertagt.
VBCI-Verhandlungsführer Albert Franz wies zu Beginn der Verhandlungen auf die Bedeutung Bayerns als einen wichtigen Chemiestandort Deutschlands hin. „Wir müssen gemeinsam alles daransetzen, dass dies auch so bleibt! Auch die Arbeitskosten sind ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, welche Mittel für Investitionen in die notwendige Transformation zur Verfügung stehen, um gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Arbeitsplätze in Bayern zu sichern“, so Franz.
Die IGBCE fordert eine Erhöhung der Einkommen um 7% und tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung ihrer Mitglieder sowie eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV).
Walter Vogg, Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Chemieverbände, verwies in seiner Forderungserwiderung darauf, dass die Branche aktuell nicht nur die strukturellen Herausforderungen der Transformation mit einem immensen Investitionsbedarf zu meistern habe, sondern zudem in einer tiefen wirtschaftlichen Krise stecke.
Die Arbeitgeberseite sieht in dem Forderungspaket der Gewerkschaft keinen geeigneten Beitrag, die aktuelle wirtschaftliche Krise zu bewältigen und die Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandorts Bayern und seiner Arbeitsplätze zu stärken – ganz im Gegenteil. Aus dem durchaus vorhandenen gemeinsamen Bewusstsein um die strukturellen Herausforderungen würden leider die falschen Schlüsse gezogen und die aktuelle wirtschaftliche Situation offenbar falsch eingeschätzt.
Die Branchendaten sprechen hier jedoch eine deutliche Sprache: So ist die Produktion von Q1/22 bis Q1/24 in Deutschland um 11% eingebrochen (in Bayern sogar um 15%). Der Branchenumsatz verzeichnete im gleichen Zeitraum ein kräftiges Minus von 12%. Hinzu kommt ein massiver Anstieg der Lohn-Stückkosten und ein deutlicher Rückgang der Produktivität. Große Sorgen bereitet den Unternehmen – mit Blick auf die nähere Zukunft – zudem der Rückgang beim Auftragseingang um minus 15% im genannten Zeitraum. Eine durchgreifende und nachhaltige Besserung der wirtschaftlichen Situation sei, nicht zuletzt angesichts der prognostizierten allgemeinen konjunkturellen Entwicklung, nicht in Sicht.
„Wir müssen jetzt die Prioritäten richtig setzen! Eine Branche in der Krise braucht jetzt einen Tarifabschluss für die Krise, der vor allem die Wettbewerbsfähigkeit stärkt und einen Beitrag zur Sicherung des Standorts und der Arbeitsplätze leistet“, so Walter Vogg. „Nur so können wir in der Zukunft wieder Wohlstandsgewinne – auch beim Entgelt – gemeinsam erarbeiten.“
In Bezug auf die weiteren Forderungen der IGBCE bekennt sich die Arbeitgeberseite zu dem in der letzten Tarifrunde formulierten Ziel, das Erfolgsmodell der besonderen Sozialpartnerschaft in der Chemie zu fördern und die beiderseitige Tarifbindung zu stärken. Eine Ungleichbehandlung der Belegschaft durch die geforderte Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern lehnen die Arbeitgeber jedoch ab, da sie geeignet sei, den Betriebsfrieden zu gefährden und die Tarifbindung auf Arbeitgeberseite zu schwächen.
Der Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags steht die Arbeitgeberseite offen gegenüber. Ziel müsse es hierbei vor allem sein, die Komplexität zu reduzieren, um dadurch schneller, einfacher und flexibler zu werden. Auch dies könne ein Beitrag zur Steigerung der Attraktivität tariflicher Regelungen und damit zur Stärkung der Tarifbindung sein.
Die Tarifverhandlungen sollen am 14. Mai im thüringischen Teistungen auf Bundesebene fortgesetzt werden. Ansprechpartner ist der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) mit Sitz in Wiesbaden.
Die Positionen der Arbeitgeber stehen online unter #Chemie2024 zur Verfügung.
Hintergrundinformation
In Bayern sind im Verein der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. (VBCI) rund 210 Unternehmen mit über 90.000 Beschäftigten repräsentiert.
Der VBCI vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Gewerkschaft, Politik und Öffentlichkeit.
Weitere Informationen zum Verein der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. (VBCI) finden Sie unter https://www.bayerische-chemieverbaende.de/
Bildquelle: Verein der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. (VBCI)