Chemie-Tarifrunde: Tarifpaket mit 29 Monaten Laufzeit vereinbart
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Ein Gesamtpaket aus moderater Kostenbelastung, langfristiger Planungssicherheit und neuen Ideen machte eine Einigung möglich: Nach intensiven Verhandlungen konnten die Verhandlungsteams von BAVC und IG BCE am 22. November ein Tarifergebnis erzielen, das mit moderaten Entgeltsteigerungen und einer langen Laufzeit der schwierigen wirtschaftlichen Lage gerecht wird und zugleich neue, innovative Elemente enthält. So erhalten erstmals in Deutschland sämtliche Tarifbeschäftigten einer Branche eine tarifliche Absicherung für den Pflegefall.
Anders als in anderen Branchen, die zur Entlastung ihrer Beschäftigten vielfach auf ein Wahlrecht „Zeit statt Geld“ setzen, erhalten die Chemie-Beschäftigten ab 2020 einen Zukunftsbetrag, der zunächst 9,2 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts beträgt und bis 2022 auf 23 Prozent ansteigt. Über die Verwendungsmöglichkeiten entscheiden die Betriebsparteien. Sie wählen bis 30. September 2020 mindestens zwei von acht tariflich vorgegebenen Optionen aus den Bereichen „Sicherheit und Vorsorge“, „Zeit statt Geld“ und „Auszahlung“. Die Umwandlung des Zukunftsbetrags in freie Tage ist nur möglich, wenn die Betriebsparteien dies vereinbaren und dabei z.B. die notwendigen Kapazitäten im Betrieb sicherstellen. Dazu können die Unternehmen auch individuell längere Arbeitszeiten vereinbaren. Mit einer Qualifizierungsoffensive leisten BAVC und IG BCE einen Lösungsbeitrag zu den Herausforderungen des digitalen Wandels. Mit 28 Monaten Laufzeit ist dies der längste Tarifabschluss in der Chemie seit 1987.
In der Öffentlichkeit wurde das Tarifpaket ausgesprochen positiv aufgenommen. Das Handelsblatt lobte die Einigung als „innovativ, gesellschaftlich relevant und betont geräuschlos“. „Wirkliches Neuland“ werde mit der Pflege-Zusatzversicherung betreten, so die Rheinpfalz. Ähnlich sieht es die Süddeutsche Zeitung: Diese Innovation sei ein „Vorbild für andere Branchen“. Für die FAZ ist die Einigung „ein mutiger Kompromiss, der nicht zuletzt zeigt, wie eine funktionierende Sozialpartnerschaft aussehen kann.“