Das heißt, der Volkswirtschaft werden im großen Stil Mittel entzogen. Das Argument lautet, dass nur so der Klimawandel gestoppt werden kann. Aber das ist falsch. Deutschland kann den Klimawandel nicht stoppen. Dafür ist der Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen zu gering. Das wiederum ist natürlich kein Argument, den Klimaschutz nicht deutlich oder schnell voran zu bringen! Aber die Frage, welche finanziellen Ressourcen für Klimaschutz verwendet werden sollen, relativiert sich damit. Das Verhältnis von volkswirtschaftlichen Kosten und gesellschaftlichem Nutzen ist aus dem Gleichgewicht geraten. Und vor allem ist die fast pathologische Vorstellung, es müsse im Jahr 2045 oder gar 2040 geschafft sein, vor dem Hintergrund der Entwicklungen der CO2-Emissionen in Ländern wie China oder Indien geradezu absurd. Die dadurch massiv gestiegenen Kosten können in einer Zeit, in der auch die wirtschaftliche Entwicklung zu wünschen übriglässt, möglicherweise auch in einer Abwärtsspirale münden. Denn für Unternehmen bedeuten steigende Kosten auch immer schlechtere Wettbewerbsfähigkeit, und damit auch weniger Wertschöpfung und weniger Steueraufkommen. Die Anstrengungen zum Klimaschutz rauben dem Klimaschutz den Atem – Catch 22. Klimaschutz so schnell es geht! Ja! Aber eben nicht schneller als es geht. In diesem Sinne wäre es gut, die Kosten für die Industrie, z.B. für Strom, würden deutlich sinken. Denn dann nimmt die Elektrifizierung Fahrt auf. Die Genehmigungsverfahren müssten einfacher, schneller und rechtssicherer werden, denn das hilft bei Investitionsentscheidungen. Die Chemikalienregulierung und die immer weitere Verkomplizierung des Genehmigungsrechtes sollten eine Pause einlegen. Dann hätten die Unternehmen Planungssicherheit für transformatorische Investitionen.

Was doch geboten wäre, ist ein pragmatisches und vernünftiges, vor allem aber geordnetes und strategisches Vorgehen, um Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Energieträgern – von CO2-behafteten Energieträgern – schrittweise und im Rahmen der Möglichkeiten zu reduzieren.
Denn wahr ist ja auch, dass der Schlüssel zur Resilienz und auch zu einer neuen wirtschaftlichen Stärke vermutlich in der klimaneutralen Transformation liegt. Es ist durchaus kein utopischer Gedanke, dass grüne Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen auch im Überfluss existieren könnte. Wahrscheinlich müssen bzw. können die Gestehungsanlagen dafür auch nicht alle in Deutschland stehen. Aber genug grüne Energie zu haben, ist ein mögliches Szenario. Und das wiederum wäre eine hervorragende Basis für eine starke Industrie und großen Wohlstand – ohne den negativen Umwelt-/Klima-Footprint.

Ein solches Gelingen der Transformation, die eine gestärkte, wettbewerbsfähige Industrie hervorbringt, ist auch der einzige Hebel, den Deutschland hat, da ansonsten diesem Modell niemand folgen wird! Zu glauben, dass man diesen Wandel, diese Wendezeit mit der Brechstange bis zu einem völlig frei gewählten Termin erzwingen kann, ist aber der falsche Weg.