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Branchenverbände stellen Handlungsempfehlungen in einem gemeinsamen Leitbild vor
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V. (BDE) und PlasticsEurope Deutschland e.V. (PED) haben sich mit dem VCI auf ein gemeinsames Leitbild einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen geeinigt, um damit partnerschaftlich die Bestrebungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft voranzubringen.
In einer Zeit, in der Kunststoffe immer mehr an Bedeutung gewinnen und in vielen Bereichen unabkömmlich sind, wird auch deren Entsorgung bzw. die Vermeidung von Kunststoffabfällen immer wichtiger. Mit einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die darauf abzielt, Abfall zu vermeiden, nicht-fossile sowie Recyclingrohstoffe zu erschließen und Kunststoffe so effizient, wirtschaftlich, hochwertig und nachhaltig wie möglich im Kreislauf zu halten, soll ein positiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Doch eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft benötigt geeignete Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene. BDE, PED und VCI präsentieren ein Leitbild zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen in Deutschland. Damit positionieren sich die Fachverbände gemeinsam und bringen Vorschläge zur Verbesserung der heute noch nicht befriedigenden Recyclingsituation bei Kunststoffen.
Mit Handlungsempfehlungen in zwölf Bereichen bekennt sich die Industrie in dem Papier klar zur Priorität des mechanischen Recyclings. Sämtliche Kunststoffabfälle, die technisch, ökobilanziell und wirtschaftlich sinnvoll mechanisch recycelt werden können, müssen auch mechanisch recycelt werden. Doch auch die Förderung des chemischen Recyclings ist unerlässlich. Insgesamt müssen sich mechanisches, chemisches und physikalisches (lösemittelbasiertes) Recycling jedoch dahingehend ergänzen, dass quantitativ und qualitativ besser recycelt wird und Umweltbelastungen reduziert werden können.
Handlungsbedarf besteht damit bereits bei einem zirkulären Produktdesign, wo unter Beibehaltung der Produktleistung auf die mechanische Recyclingfähigkeit sowie die Reduzierung des Materialeinsatzes im Sinne der Abfallvermeidung zu achten ist. Am Ende seiner Nutzungsphase muss das Produkt der ökologisch effizientesten materialgerechten Verwertung zugeführt werden. Dabei sind auch die Verbraucher gefragt, die durch zusätzliche Aufklärungsarbeit entsprechend sensibilisiert und zum Sammeln und Sortieren angehalten werden sollen.
Zudem muss die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft durch innovationsfördernde Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa ermöglicht werden. Technologieübergreifende Investitionen sind notwendig, um Kunststoffe, die nicht mechanisch recycelt werden können, auf andere Weise im Kreislauf zu halten. So stehen dann zum einen quantitativ als auch qualitativ aufbereitete Recyclingrohstoffe zur Verfügung und es verringert sich zum anderen die Treibhausgasemission und damit der ökologische Fußabdruck.
Die Verbände weisen außerdem auf die Notwendigkeit einer Rezyklateinsatzquote hin, deren Berechnung sich an der Art des Recyclings – chemisch oder mechanisch – orientieren muss, um zielführend zu sein. Doch das Recycling alleine kann den Bedarf an nicht-fossilen Rohstoffen nur zum Teil decken. Die Erschließung alternativer Rohstoffquellen und die Verwendung von CO2, z.B. auch aus der energetischen Verwertung von Kunststoffabfällen, die keiner Recyclingoption zugeführt werden können, sowie Biomasse müssen gefördert werden. Es braucht also innovations- und investitionsfördernde rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um eine entsprechende Transformation voranzutreiben.
Eine verbesserte Koordinierung der Politik in den Bereichen Umweltschutz, Wirtschaft, Industrie und Forschung, der zügige Ausbau erneuerbarer Energien (sowie deren dauerhafte Verfügbarkeit zu wettbewerbsfähigen Preisen) und weitere Maßnahmen wie beispielsweise die Standardisierung relevanter Parameter sind ebenfalls Voraussetzungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen. Mit einer solchen könnte Deutschland nicht nur einen wichtigen Beitrag zum globalen Abkommen gegen Plastikmüll in der Umwelt leisten, sondern auch weitere Länder beim Aufbau von Technologien zur Abfallverwertung und zum Recycling unterstützen.
BDE, PED und VCI sind sich einig, dass eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie notwendig ist und dafür jetzt die Weichen gestellt werden müssen. Dies sei nicht nur ein Schritt zum Klimaschutz, so Norbert Theihs, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des VCI Hauptstadtbüros, sondern auch eine Investition in Deutschlands Position als Innovationsführer in der Chemie- und Recyclingbranche.
Das vollständige Leitbild finden Sie hier zum Download.
Bildquelle: iStock-1346573898