
VCI-Quartalsbericht 3/2025: Herbstdepression im Chemie- und Pharmageschäft
11. November 2025Chemiebranche unter Druck – Interview mit unserem Geschäftsführer
Das Geschäftsklima in der Chemieindustrie ist eingebrochen – auch das Bayerische Chemiedreieck steht unter massivem Druck. Unser Geschäftsführer erklärt, warum die Lage so ernst ist, welche Risiken für Arbeitsplätze bestehen und welche Maßnahmen jetzt dringend notwendig sind.
Das Geschäftsklima in der deutschen Chemieindustrie hat sich dramatisch verschlechtert – das zeigt der aktuelle ifo-Bericht. ( https://www.ifo.de/fakten/2025-11-10/geschaeftsklima-der-chemie-bricht-ein)
Auch das Bayerische Chemiedreieck bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. In einem Interview mit Innsalzach 24 erklärt unser Geschäftsführer, Dr. Roland Appel, wie er die Lage einschätzt und welche Maßnahmen jetzt dringend notwendig sind.
Die Lage: Ernst und ohne Trendwende
„Die Chemieindustrie steht in ganz Deutschland unter massivem Druck – und das macht auch vor dem Chemiedreieck keinen Halt“, so unser Geschäftsführer. Die Gründe sind klar: schwache Nachfrage, sinkende Umsätze und eine Produktion weit unter Vorkrisenniveau. Einige Zahlen verdeutlichen die Dimension:
- Kapazitätsauslastung: Chemie und Pharma lagen im 2. Quartal 2025 bei nur 72 % (in Q3/2025 waren es nur noch 70 %!) – seit 12 Quartalen unter der Rentabilitätsschwelle.
- Produktionsniveau: Chemie (ohne Pharma) ist auf den Stand der frühen 1990er Jahre zurückgefallen.
- Auftragseingänge: weiter rückläufig, keine Trendwende in Sicht.
Aktuelle Konjunkturdaten sowie Strukturdaten zur Chemiebranche in Bayern finden Sie hier:
Arbeitsplätze in Gefahr?
„Leider ja“, lautet die Einschätzung.
Während die Gesamtbranche bislang noch stabile Beschäftigungszahlen zeigt, ist in der Chemie (ohne Pharma) bereits seit 2022 ein Stellenabbau von rund -3 % zu verzeichnen. Angesichts der anhaltend schwachen Wirtschaftsdaten und der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit drohen weitere Einschnitte.
(Analyse des BAVC)
Die Ursachen: Ein toxischer Mix
Die Probleme sind vielfältig, aber drei Faktoren stechen hervor:
- Nicht wettbewerbsfähige Energiekosten
Hohe Gas- und Strompreise, Netzentgelte und CO₂-Zertifikatskosten belasten die Unternehmen massiv. (aktuelle VCI-Energiestatistik) - Wachsende Bürokratie
Neue EU-Regulierungen, strengere Genehmigungsauflagen und Lieferkettensorgfaltspflichten erhöhen den Druck. (siehe hier für weitere Beispiele) - Geopolitische Spannungen
Handelsbarrieren und Zollrisiken verschärfen die Lage zusätzlich.
„Eine konjunkturelle Schwächephase trifft einen ohnehin nicht wettbewerbsfähigen Standort besonders hart“, so die klare Botschaft.
Was jetzt passieren muss
Zum Erhalt der industriellen Substanz sind aus Sicht des VCI folgende standortpolitischen Not-Maßnahmen unverzüglich umzusetzen:
- Sofortige Kostenentlastung
Strompreiskompensation und Industriestrompreis müssen kommen – keine weiteren Belastungen! - Reform des EU-Emissionshandels
Schutz vor Carbon Leakage ist entscheidend, um Produktionsverlagerungen zu verhindern. - Umwelt-Omnibus beschleunigen
Bis Ende 2025 müssen praxisnahe Anpassungen umgesetzt werden. - REACH-Vereinfachung
Bürokratieabbau statt neuer Hürden.
„Ohne eine gesunde, investitionsfähige Industrie sind weder Nachhaltigkeitsziele erreichbar noch Wohlstand zu sichern“, betont Dr. Appel abschließend.
Mehr Informationen zu den Forderungen und aktuellen Daten finden Sie hier.
Das Interview mit Dr. Appel steht hier.
Bildquelle: KI
