Bayerische Chemie im Gespräch mit dem Wirtschaftsministerium
1. Oktober 2015Chemie mal anders – „Deine Chemie“ geht online
20. Oktober 2015Parteienübergreifende Unterstützung für das Bayerische Chemiedreieck
Initiative ChemDelta Bavaria und Bayerische Chemieverbände diskutierten in Berlin mit Bundestagsabgeordneten über wichtige Wettbewerbsfaktoren
Berlin/Burgkirchen, 14. Oktober 2015 – Ein „parlamentarisches Frühstück“ bildete den Rahmen für direkte Information und Dialog: Verantwortliche des ChemDelta-Lenkungskreises und der Bayerischen chemieverbände tauschten sich in Berlin mit Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie wissenschaftlichen Mitarbeitern der Fraktionen aus. Wichtige Wettbewerbsfaktoren der südostbayerischen Chemiestandorte standen dabei im Fokus, insbesondere Verkehrsinfrastruktur und Logistik sowie Energie.
ChemDelta-Sprecher Dr. Alfred Kern stellte den Abgeordneten das mit gut zehn Milliarden Euro Umsatz pro Jahr zu den wirtschaftlich stärksten Regionen in Bayern zählende Bayerische Chemiedreieck vor: Die Exportquote tausender unterschiedlichster chemischer Produkte aus den Werken in den Landkreisen Altötting, Traunstein und Mühldorf beträgt über 60 Prozent. Mit mehr als 20.000 Mitarbeitern und rund 1.000 Auszubildenden ist hier über ein Drittel der Beschäftigten in der chemischen Industrie Bayerns tätig. Rund 50.000 weitere Arbeitsplätze in der Region sind eng mit der chemischen Industrie verbunden. So bildet das Bayerische Chemiedreieck einen Schwerpunkt der chemischen Industrie im Süden Deutschlands und hat dennoch seit Jahrzehnten mit grundsätzlichen Problemen wie unzureichender Verkehrsanbindung und der Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen zu kämpfen.
Zusammen mit Dr. Kern waren Dr. Dieter Gilles, Werkleiter der Wacker Chemie AG Burghausen, Dr. Gerhard Wagner, Geschäftsführer OMV Deutschland GmbH und Standortleiter der OMV-Raffinerie Burghausen, Dr. Stephan Trautschold von Clariant, Dr. Oliver Mieden von Vinnolit, Dr. Markus Born von den Bayerischen Chemieverbänden sowie weitere Vertreter der Chemiestandorte in die Bayerische Vertretung in Berlin gekommen. Mit initiiert wurde die Gesprächsrunde von den Heimatabgeordneten Stephan Mayer (CSU) und Bärbel Kofler (SPD). In ihren Fachvorträgen führten Dr. Gilles und Dr. Wagner den insgesamt 25 Abgeordneten und Bundestagsmitarbeitern deutlich die Problematiken essentieller Wettbewerbsfaktoren für die Unternehmen des Bayerischen Chemiedreiecks vor Augen.
Benachteiligung gegenüber Ludwigshafen oder Leverkusen
„Die zukunftsweisende Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur ist Aufgabe des Staates. Hier besteht Nachholbedarf“, betonte WACKER-Werkleiter Dr. Gilles. So sei ChemDelta Bavaria als Region in der Verkehrsinfrastruktur klar benachteiligt, wenn man den Vergleich mit Zentren wie Ludwigshafen oder Leverkusen ziehe. Die gleiche Schlussfolgerung gelte aber auch gegenüber anderen Standorten der einzelnen Unternehmen von ChemDelta Bavaria. Es bestehe die Gefahr „schleichender Verlagerungen“. Dr. Gilles artikulierte die Forderungen des Bayerischen Chemiedreiecks: „Fertigstellung der A94 bis 2019, wie von der Politik angekündigt. Start der nächsten Planungsphasen 3 und 4 für den Ausbau der Bahn nach München und deren Elektrifizierung im unmittelbaren Anschluss an die jetzt endenden Phasen 1 und 2!“
Herausforderung Energiekosten
OMV-Geschäftsführer Dr. Gerhard Wagner betonte den grundsätzlichen Stellenwert einer sicheren, umweltverträglichen Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen für die energieintensiven Industrien im ChemDelta Bavaria. Er verdeutlichte dies anhand von Fakten und Zahlen: So betrug der Stromverbrauch der Mitgliedsunternehmen von ChemDelta Bavaria 2013 mit fast 5 Mrd. KWh rund 1,4 Prozent des gesamtdeutschen Stromverbrauchs. Und die Energieträger Gas und Strom seien in Wettbewerbsregionen wie den USA oder am Golf dramatisch günstiger. Strom und Gas kosteten 2014 in den USA bis zu 50 Prozent weniger als in Deutschland. „Die Millionen-Investitionen unserer Unternehmen in Energiemanagement, optimierte Produktionsprozesse und -anlagen können diesen Wettbewerbsnachteil nicht mehr kompensieren!“ Dr. Wagner stellte den Politikern einige Kernforderungen in den Raum: „Der verstärkte Mix mit erneuerbaren Energien stellt neue Anforderungen an das Stromnetz in punkto Netzstabilität und Netzausbau. Es darf nicht zu einer 2-Zonen-Preispolitik kommen, die Richtungsentscheidungen müssen jetzt getroffen werden!“ Zudem müsse der Bestandsschutz der Eigenstromerzeugung über 2017 hinaus erhalten bleiben, ebenso die KWK-Förderung für hocheffiziente industrielle Kraftwerke.
In der anschließenden Gesprächsrunde sicherten die Abgeordneten parteienübergreifend ihre Unterstützung für die südostbayerische Chemieregion zu und begrüßten ausdrücklich diese Form des Informationsaustausches, der nach 2014 nun bereits zum zweiten Mal in Berlin stattfinden konnte.
Quelle: ChemDelta Bavaria