VCI-Quartalsbericht 4/2023: Gute Nachrichten bleiben rar
15. März 20245 + 10 für die Wettbewerbsfähigkeit
12. April 2024Krisen-Tarifrunde #Chemie24: Gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen
Am 10.04.2024 hat die Bundestarifkommission der IGBCE für die Branche ihre Forderung für die Krisen-Tarifrunde #Chemie24 beschlossen.
Die Gewerkschaft fordert für die 585.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Wesentlichen folgende Punkte:
- Eine Erhöhung der Entgelte um sieben Prozent,
- tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern und
- eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags.
Der Forderungsbeschluss der Bundestarifkommission bildet die Grundlage für die Tarifverhandlungen beider Seiten, die in der kommenden Woche auf regionaler Ebene beginnen.
Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) weist die Forderung der Gewerkschaft in einer ersten Stellungnahme zurück und fordert seinerseits, dass sich alle Beteiligten in dieser Krisen-Tarifrunde #Chemie24 gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen müssen.
„Es ist höchste Zeit, dass die IGBCE die kritische Lage der gesamten Branche anerkennt und sieht, dass wir uns nur gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen können“, fordert BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk vor dem Auftakt der Chemie-Tarifverhandlungen in der kommenden Woche. „Bislang redet sich die Gewerkschaft die Lage schön, um eine Entgeltforderung zu rechtfertigen, die mit der wirtschaftlichen Situation nicht in Einklang zu bringen ist. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine ist die Produktion von Chemie und Pharma in Deutschland um 9 Prozent geschrumpft. Der Umsatz liegt mit minus 10 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. Wir verlieren Boden in Sachen Wettbewerbsfähigkeit und haben 2023 nicht mehr produziert als 2005.“
Auch sei derzeit kein Aufschwung in Sicht. „Die Forderung der IGBCE ist weder krisengerecht noch finanzierbar. Wo keine Zuwächse sind, können wir keine verteilen. Wir müssen dem Schutz des Standorts Deutschland oberste Priorität einräumen und die begonnene De-Industrialisierung gemeinsam stoppen. So sichern wir Beschäftigung. Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für die Krise“, so Bürk.
Kein Nachholbedarf in der Hochlohn-Branche Chemie und Pharma
Hinzu kommt, dass die Entgelte zu Jahresbeginn bereits um 3,25 Prozent erhöht wurden. Weitere 1.500 Euro steuer- und beitragsfreies Inflationsgeld gab es in diesem Jahr obendrauf. Die Inflationsprognose liegt aktuell bei 2,3 Prozent. Bürk: „Die Beschäftigten werden 2024 ohne jede weitere Tariferhöhung real mehr Geld in der Tasche haben.“ Ohnehin sei die Chemie- und Pharmaindustrie unverändert eine Hochlohn-Branche, in der es keinen Nachholbedarf bei den Entgelten oder anderen tariflichen Leistungen gibt. Im Schnitt verdienen Tarifbeschäftigte in unserer Branche 73.000 Euro jährlich (Vollzeit). Der Anstieg der tariflichen Leistungen liegt mit plus 48 Prozent seit 2010 deutlich über dem Preisanstieg im selben Zeitraum (plus 36 Prozent).
Bürk: „Tarifbindung auf beiden Seiten stärken“
BAVC-Verhandlungsführer Bürk bekräftigt zugleich das Interesse der Chemie-Arbeitgeber an einer Stärkung der Chemie-Sozialpartnerschaft. „Wir stehen zu dem gemeinsamen Ziel, die Tarifbindung auf beiden Seiten zu steigern. Die geforderte Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern lehnen wir allerdings ab. Eine Differenzierung nach Gewerkschaftszugehörigkeit spaltet die Belegschaften und findet auf Arbeitgeberseite keine Akzeptanz. Dadurch drohen Austritte aus den Arbeitgeberverbänden und damit eine Schwächung der Tarifbindung. Die Arbeitgeber haben ihrerseits mehrere Angebote entwickelt, um die Tarifbindung auf beiden Seiten zu stärken. Diese gilt es nun ernsthaft zu prüfen.“
Einer Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags stehen die Arbeitgeber grundsätzlich offen gegenüber. „Allerdings dürfen keine zusätzlichen Kosten durch die Hintertür entstehen“, betont Bürk. „Die Arbeitgeber streben seit Langem eine Entschlackung der Chemie-Tarifverträge an, um deren Anwendung schneller, flexibler und einfacher zu machen. Wir werden eine Reihe von Vorschlägen in die Diskussion einbringen, die die Komplexität reduzieren und den Chemie-Tarif attraktiver machen können. Stichwort: Entbürokratisierung überall!“
Die Tarifverhandlungen für die 585.000 Beschäftigten in den 1.700 Betrieben der Chemie- und Pharmaindustrie beginnen am 15. April 2024 mit den Verhandlungen auf regionaler Ebene. Den Anfang unter den bundesweit neun Tarifbezirken macht Rheinland-Pfalz.
In Bayern finden die Verhandlungen am 25. April 2024 statt.
Der aktuell noch geltende Tarifvertrag – und mit ihm die Friedenspflicht – läuft am 30. Juni aus.
Mehr Informationen zur Tarifrunde #Chemie24 unter www.bavc.de/tarifrunde
Bildquelle-Titel: BAVC