Auf Wiedersehen an anderer Stelle!
12. August 2025Neuer „Fachkräftecheck Chemie“ ab sofort verfügbar
Der neue Fachkräftecheck Chemie ist da! Er analysiert die Fachkräftesituation in chemie- und pharmarelevanten Berufen und leitet daraus Handlungsempfehlungen für die Branche ab.
Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat den dritten Fachkräftecheck Chemie vorgelegt. Auf der Basis von Arbeitsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) analysiert er die Fachkräftesituation in chemie- und pharmarelevanten Berufen und leitet daraus Handlungsempfehlungen für die Branche ab. Er differenziert nach Berufsfeldern („Produktion“, “Verwaltung” etc.), Berufen und Regionen und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Fachkräftedebatte. Der BAVC hat das Projekt angestoßen und eng begleitet.
Hier die wichtigsten Ergebnisse des Fachkräftechecks Chemie 2025 im Überblick:
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Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist weiter von Fachkräfteengpässen betroffen, besonders im Berufsfeld Technik und Instandhaltung, aber auch in der Produktion, bei IT und Softwareentwicklung.
Am deutschen Arbeitsmarkt bestanden im Jahresdurchschnitt 2024 in den für die Branche relevanten Berufen mehr als 71.000 offene Stellen, die nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden konnten. Fünf der sechs branchenrelevanten Berufsfelder („Technik und Instandhaltung“, “Produktion”, “IT und Softwareentwicklung”, “Verwaltung”, “Logistik”; die Ausnahme bildet das Feld “Forschung und Labor”) sind von Fachkräfteengpässen betroffen.
Besonders groß ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bei Technik und Instandhaltung; in Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie konnten dort zuletzt mehr als 2.000 offene Stellen nicht besetzt werden. Ebenfalls stark betroffen ist das Berufsfeld Produktion. Zuletzt konnten mehr als 1.000 offene Stellen in Unternehmen der Kunststoff- und Kautschukherstellung nicht besetzt werden. Die Fachkräftelücke in Unternehmen, welche chemische bzw. pharmazeutische Erzeugnisse herstellen, fällt in den relevanten Produktionsberufen mit knapp 500 nicht besetzbaren Stellen im Vergleich deutlich geringer aus.
IT-Fachkräfte werden zwar dringend gesucht, die Engpasslage in der chemisch-pharmazeutischen Industrie fällt jedoch vergleichsweise moderat aus. Perspektivisch werden Digitalisierung, Automatisierung und die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz zu höheren Fachkräftebedarfen im IT-Bereich führen.
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In Verwaltung und Logistik sind geringe, im Forschungs- und Laborumfeld keine Fachkräfteengpässe zu verzeichnen.
Vergleichsweise wenig angespannt war die Fachkräftesituation in den Berufsfeldern Verwaltung und Logistik. So blieben in den Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie nur 75 bzw. 96 offene Stellen in Verwaltungs- bzw. Logistikberufen unbesetzt. Im Berufsfeld Forschung und Labor bestanden bundesweit sogar keine Fachkräfteengpässe.
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Die großen konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen, mit denen die Branche zu kämpfen hat, wirken sich insgesamt dämpfend auf die Engpasslage aus. Perspektivisch ist jedoch, bedingt durch die digitale und ökologische Transformation sowie den demografischen Wandel, wieder mit höheren Fachkräftebedarfen zu rechnen.
Die schwache konjunkturelle Lage, hohe Energiepreise und eine unklare Perspektive für den Industriestandort Deutschland machen der chemisch-pharmazeutischen Industrie zu schaffen; Betriebsschließungen und die Verlagerung von Produktionsstätten finden bereits statt. Dies wirkt sich auf die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften aus: In fünf von sechs betrachteten Berufsfeldern ist die Zahl der offenen Stellen in den letzten Jahren zurückgegangen, die Ausnahme bildet die Technik und Instandhaltung.
Perspektivisch könnten jedoch die Herausforderungen der digitalen und ökologischen Transformation sowie des demografischen Wandels wieder zu steigenden Fachkräftebedarfen führen, sofern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Branche strukturell verbessern und Investitionen attraktiv machen. Dann wird sich auch zeigen, inwiefern Automatisierung, Digitalisierung und KI zu einer Abmilderung von Fachkräfteengpässen beitragen können.
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Ein wachsendes Fachkräftepotenzial für die chemisch-pharmazeutische Industrie liegt in der Rekrutierung von internationalen Fachkräften und in der Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen.
Bereits heute werden die Potenziale internationaler Fachkräfte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie vergleichsweise intensiv genutzt: Gut jede*r zehnte Beschäftigte in den für die Branche relevanten Berufen ist eine internationale Fachkraft. Besonders gut gelingen Rekrutierung und Bindung in Logistikberufen sowie in der IT und Softwareentwicklung. Hierauf sollten die Unternehmen der Branche aufbauen – unterstützt von einer smarten, eben an den Fachkräftebedarfen des deutschen Arbeitsmarktes ausgerichteten Einwanderungspolitik. Auch Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeit von Eltern und insbesondere Frauen lassen sich von den Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie stärker nutzen. Gerade in den Berufen der Produktion, der IT und Softwareentwicklung sowie Technik und Instandhaltung sind die Frauenanteile niedrig (19,2 Prozent; 17,0 Prozent; 6,7 Prozent) und damit ausbaufähig.
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Die duale Ausbildung bildet weiter ein unverzichtbares Fachkräftereservoir für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Dabei fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, die angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen.
Das Ausbildungsengagement der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist ungebrochen hoch. Investitionen in den eigenen Nachwuchs sind eine verlässliche Quelle für den Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Die Besetzung der angebotenen Ausbildungsplätze fällt den Unternehmen jedoch zunehmend schwer. Unterstützungsangebote seitens der Verbände wie die Ausbildungskampagne “Elementare Vielfalt”, Schulkooperationen und Praktika sollten fortgeführt und im Zweifel ausgebaut werden, um früh mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen und diese für die Berufe in der chemisch-pharmazeutischen Industrie zu begeistern.
Den ausführlichen Fachkräftecheck Chemie können Sie hier herunterladen.
Das Handelsblatt hat ebenfalls über den Fachkräftecheck Chemie berichtet. Sie finden den (kostenpflichtigen) Artikel hier.
Quelle: Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC)