
Jahresbericht 2024/2025
16. Juli 2025
Mitgliederversammlung 2025 – Änderungen im Vorstand
18. Juli 2025Mitgliederversammlung 2025: Mit 5 Prioritäten den Standort nach vorne bringen

Die Bayerischen Chemieverbände luden zur jährlichen Mitgliederversammlung ins Science Congress Center Munich ein. In einem Jahr, das erneut von wirtschaftlichen Unsicherheiten und politischen Weichenstellungen geprägt ist, wurde die Veranstaltung zu einem wichtigen Forum für Austausch, Standortdebatte und strategische Weichenstellungen.
Breite Beteiligung und offener Dialog
Der öffentliche Teil der Versammlung war erneut ein Treffpunkt für Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Justiz, Wissenschaft, Wirtschaft und befreundeten Verbänden. Die hohe Beteiligung unterstrich die Bedeutung der chemisch-pharmazeutischen Industrie für den Standort Bayern – und das große Interesse an den Herausforderungen und Perspektiven der Branche.
Vorstandswahlen: Kontinuität und neue Impulse
Im Rahmen der turnusgemäßen Vorstandswahlen wurde Dr. Christian Hartel, CEO der Wacker Chemie AG, als Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Chemieverbände im Amt bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden Dr. Johannes Huber (Mainsite GmbH & Co. KG, Obernburg) und Dr. Sebastian Posch (OMV Deutschland GmbH, Burghausen).
Mit großem Dank verabschiedet wurden Albert Franz, Andreas Müller und Dr. Stefan Hölbfer, die sich über viele Jahre hinweg mit großem Engagement für die Belange der Branche eingesetzt haben. Ihr Wirken hat die Verbandsarbeit nachhaltig geprägt.
Wirtschaftliche Lage: Keine Trendwende in Sicht
Die wirtschaftliche Bilanz der Branche bleibt auch 2025 angespannt. Nach einem historisch schwachen Jahr 2023 konnte 2024 lediglich eine Stagnation verzeichnet werden. Zwar war der Start ins Jahr 2025 etwas hoffnungsvoller als das schwache Vorjahr, doch von einer echten Erholung kann keine Rede sein. Die Stimmung unter den Mitgliedsunternehmen ist geprägt von Unsicherheit – zu viele offene Fragen, zu wenig spürbare Entlastung.
Hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und ein global zunehmend rauer Wettbewerb setzen die Unternehmen unter Druck.
Politik sendet erste Signale – aber der Handlungsdruck bleibt hoch
Erste Signale aus Berlin und Brüssel zur Verbesserung der Standortbedingungen machen Hoffnung. Die Bundesregierung hat ein Sofortprogramm angekündigt, das die Wettbewerbsfähigkeit stärken soll. Auch auf europäischer Ebene scheint das Thema Industriepolitik wieder mehr Gewicht zu bekommen. Doch die Branche mahnt: Es braucht jetzt konkrete, spürbare Verbesserungen bei den Standortfaktoren – und zwar schnell. Noch immer fehlt vielerorts das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Lage. Denn zwischen politischen Ankündigungen und konkreter Umsetzung klafft oft eine Lücke. Was auf Minister- und Kommissarebene beschlossen wird, muss auch in den Fachabteilungen ankommen – und dort mit dem nötigen Tempo und Pragmatismus umgesetzt werden.
Fünf Prioritäten für einen zukunftsfähigen Standort
In seiner Rede brachte es Dr. Hartel auf den Punkt: „Wir dürfen uns nicht länger mit kleinen Stellschrauben aufhalten – jetzt müssen wir die großen Hebel umlegen.“ Die aktuelle Krise sei auch eine Chance – vorausgesetzt, es gelingt, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Die Bayerischen Chemieverbände haben dafür fünf klare Prioritäten formuliert:
- Ein wettbewerbsfähiger Strompreis, der Industrieproduktion in Deutschland wieder attraktiv macht.
- Weniger Bürokratie, damit Unternehmen sich auf Innovation statt auf Formulare konzentrieren können.
- Ein faires Steuersystem, das Investitionen belohnt statt hemmt.
- Stabile soziale Sicherungssysteme, die auch in Zukunft tragfähig bleiben.
- Mehr Fokus auf MINT-Bildung und Innovation, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern und neue Technologien voranzutreiben.
Diese Punkte sind keine Wunschliste – sie sind die Grundlage für eine nachhaltige industrielle Wertschöpfung in Deutschland.
Wirtschaftspolitischer Impuls aus Berlin
In seiner Rede unter dem Titel „Quo vadis, Deutschland?“ skizzierte Alexander Hoffmann, MdB und Vorsitzender der CSU im Bundestag, die wirtschaftspolitische Agenda der 21. Legislaturperiode. Im Zentrum stand die chemisch-pharmazeutische Industrie – als Innovationsmotor, systemrelevanter Grundpfeiler und unverzichtbarer Teil der Lösung für die großen Herausforderungen unserer Zeit.
Hoffmann betonte die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen, Planungssicherheit und einer Politik, die nicht nur ankündigt, sondern handelt. Die Chemie sei Hightech, Nachhaltigkeitstreiber und drittgrößter Industriezweig – ohne sie kein Industrieland.
Er sprach von einem Signal des Aufbruchs: Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen, Investitionen in Bildung, Digitalisierung und KI, gezielte Fachkräftezuwanderung sowie eine innovationsfreundliche Chemieagenda. Die Politik müsse jetzt ein stabiles Fundament für die Industrie legen, das über Jahrzehnte trägt. Die Bundesregierung wolle mit der Chemieagenda 2045 nicht weniger als Deutschland zum weltweit innovativsten Chemie-, Pharma- und Biotechnologiestandort machen.
Sein Appell: Nur im Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kann die Transformation gelingen. Die Frage „Quo vadis?“ lasse sich nur gemeinsam beantworten.
Engagement auf allen Ebenen
Die Bayerischen Chemieverbände werden diesen Weg weiterhin aktiv begleiten – im Dialog mit Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Die Bayerischen Chemieverbände verstehen sich dabei als Brückenbauer: zwischen Wirtschaft und Politik, zwischen Unternehmen und Verwaltung. Sie setzen sich auf allen föderalen Ebenen und mit klarere Haltung dafür ein, dass die Stimme der Branche gehört wird – und dass Bayern auch in Zukunft ein starker, innovativer und wettbewerbsfähiger Standort der chemisch-pharmazeutischen Industrie bleibt.
Alle Bilder: Bayerische Chemieverbände