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20. Oktober 2022Die Bayerische Chemie am CSU-Parteitag in Augsburg
9. November 2022Transformation braucht Infrastruktur
Trans4In-Studie zeigt massiven Infrastrukturbedarf für die Energietransformation des ChemDelta
Schon 2019 hat sich die Chemiebranche im Rahmen der VCI-Roadmap Chemie 2050 intensiv mit dem Weg hin zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland befasst. Nunmehr legt das Bayerische Chemiedreieck als eine der wichtigsten Chemieregionen mit der Studie „Trans4In – Energietransformation im Chemiedreieck Bayern“ nach. Die Studie, die am 24.10.2022 in Burghausen vorgestellt wurde, analysiert dabei erstmals die Bedarfe und Rahmenbedingungen zur erfolgreichen Transformation einer der wichtigsten Wirtschaftsregionen Bayerns.
Energiebedarf der Chemieregion erhöht sich deutlich – je nach Szenario um den Faktor 1,8 bis 2
Analog zu den Betrachtungen auf Bundesebene zeigt auch die Trans4In-Studie u.a. durch Umstellung des Portfolios auf klimaneutrale Produkte einen signifikanten Anstieg des Energiebedarfs aus Strom und Wasserstoff. So wird erwartet, dass sich der Energieverbrauch des ChemDelta – ausgehend vom Jahr 2019 – von 9 TWh/a auf 16 bzw. 18 TWh/a bis 2050 erhöht.
Die angegebene Spanne ergibt sich dabei aus zwei betrachteten Szenarien, dem „Strompfad“ und dem „Wasserstoffpfad“ – im letzteren Fall gehen die Industriepartner vor Ort ab 2030 von einer überregionalen Wasserstoffversorgung aus, wodurch der prognostizierte Gesamtenergieverbrauch um 2 TWh/a geringer ausfällt.
Ohne Anbindung an ein Wasserstoffnetz fällt der Anstieg des Stromverbrauchs in der Region deutlich höher aus
Deutlicher zeigt sich der Unterschied der betrachteten Szenarien an den Energieträgern: Während in einem reinen Stromszenario 18 TWh/a an Strombedarf zu decken wären (dies entspräche knapp ¼ des gesamten Stromverbrauch Bayerns in 2019!), teilt sich der Energiebedarf im Wasserstoffpfad auf 10,7 TWh/a Strom und 5,5 TWh/a Wasserstoff auf.
Somit wäre ohne Anbindung an die überregionale Wasserstofftransportinfrastruktur der prospektive Stromverbrauch in der Region deutlich höher. Analog dazu würde sich der Leistungsbedarf aus dem Stromnetz im Wasserstoffszenario verdoppeln, während sich der Bedarf im Stromszenario sogar vervierfachen würde!
Erfolgreiche Transformation braucht die richtigen Rahmenbedingungen: Infrastruktur, Infrastruktur, Infrastruktur!
Die Trans4In-Studie zeigt, dass die Planungen der befragten Unternehmen im Chemiedreieck ganz klar auf Klimaneutralität ausgerichtet sind.
Gleichwohl wird auch deutlich, dass die erfolgreiche Umsetzung der Transformationsstrategien erheblich abhängig von den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sein wird. Notwendig sind die Initiierung eines Umsetzungskonzeptes durch die politischen Entscheider sowie die Beschleunigung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und bei Planungs- und Genehmigungsverfahren – nicht zuletzt auch für den zusätzlichen Ausbau einer leistungsfähigen Stromversorgung für das Chemiedreieck (d.h. eine zusätzliche 380-kV-Leitung). In Verbindung mit dem konkreten politischen Auftrag zum Aufbau eines Wasserstoffnetzes kann damit die Transformation erfolgreich beschritten werden.
Am Ende muss es für eine erfolgreiche klimaneutrale Transformation gelingen, den Unternehmen planbar eine sichere und internationale wettbewerbsfähige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger zu gewährleisten.
Die Ergebnisse der Trans4In-Studie können dabei beispielgebend für den gesamten Industriestandort Bayern sein, um im Freistaat in die Initiierung eines Masterplans einzusteigen.
Die Chemiebranche steht jedenfalls bereit!
Bildquelle: Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. und Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH sowie ChemDeltaBavaria