Mitgliederversammlung 2023: Bayerische Chemieindustrie – Investitionen und Arbeitsplätzen drohen abzuwandern
14. Juli 2023Mitgliederversammlung der Bayerischen Chemieverbände: Verbesserung der Standortbedingungen JETZT voranbringen – am Puls der wirtschaftspolitischen Debatte mit ifo-Chef Fuest
19. Juli 2023RC-Wettbewerb 2023: Bayerischer Sieger ist die Roche Diagnostics GmbH!
And the winner is…
Die Roche Diagnostics GmbH aus Penzberg geht als Siegerin aus dem Responsible-Care-Wettbewerb 2023 in Bayern hervor.
Das beste Mittelstandsprojekt liefert die Firma Rudolf GmbH aus Geretsried.
Freiwillig mehr tun bei Umweltschutz, Sicherheit und Gesundheit, als es Gesetze vorschreiben! Das dokumentiert die Chemie mit ihrer weltweit einzigartigen Initiative Responsible Care – in Deutschland schon seit 30 Jahren.
Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist bereit für Energiewende und Transformation, so man uns denn lässt.
Mehr noch: Ohne uns – die #Lösungsindustrie – ist beides nicht umsetzbar. Hierzu müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen.
Das Motto des Wettbewerbs 2023 lautete:
„Unser nachhaltiger und sparsamer Umgang mit Energie“
Energiesparen ist in aller Munde. Und wir alle sind in diesen schweren Zeiten gefragt – Bevölkerung, Behörden und die gesamte Wirtschaft. Energie war und ist für unsere Branche auch kostbarer „Rohstoff“, mit dem wir sorgsam umgehen.
Andererseits ist klar, dass die Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität (Stichwort: Elektrifizierung) erhebliche Mengen an zusätzlicher Energie erfordert.
Neben dem Einsatz klimafreundlicher Energiequellen ist daher eine weitere Steigerung der Energieeffizienz gerade im Hinblick auf die massiv gestiegenen Energiepreise und das hier drohende „New Normal“ bei den Energiekosten wichtig für den Erhalt unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit.
Da unsere Branche hier bereits in der Vergangenheit nicht untätig war, stellt die kurzfristige weitere Steigerung der Effizienz unsere Unternehmen aber vielfach vor ganz besondere Herausforderungen.
Das Thema unseres Wettbewerbs könnte also aktueller nicht sein, auch wenn ein sparsamer Umgang mit Energie nicht erst seit der Krise auf der Tagesordnung der chemisch-pharmazeutischen Industrie steht.
Herzlichen Glückwunsch an:
3M Deutschland Gmb, BAYERNOIL Raffineriegesellschaft mbH, CABB Group GmbH, ECKART GmbH, Unternehmensgruppe Hoffmann, Roche Diagnostics GmbH, Rudolf GmbH, und Wacker Chemie AG
zu den herausragenden Projekten und herzlichen Dank für die Teilnahme am diesjährigen Wettbewerb!
Alle Wettbewerbsbeiträge wurden auch dieses Mal durch eine unabhängige Jury objektiv und fachkundig bewertet
In einem virtuellen Meeting kam die unabhängige Fachjury im Mai 2023 zusammen und hat alle Projekte bewertet. Gelobt wurde hierbei insbesondere das vorbildliche sowie verantwortungsbewusste Handeln der Branche.
Die Jury war wieder einmal beeindruckt von der Bandbreite der eingereichten Projekte. Die Projekte sind ein erneuter Beleg dafür, dass es viele Potentiale und Ideen gibt, nachhaltig und sparsam mit Energie umzugehen.
In diesem Jahr setzte sich die Jury zusammen aus:
- Herrn Nico Arbeck, Abteilungsleiter stoffliche Nutzung bei C.A.R.M.E.N. e.V., sowie
- Herrn Philipp Hench, Projektingenieur bei der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH.
Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht und lange die verschiedenen positiven Aspekte aller Projekte diskutiert, bis Sie sich auf den Mittelstandssieger und den Gesamtsieger festlegen konnten.
Bayerischer Gesamt-Sieger - Roche Diagnostics GmbH
COHP – Niedertemperatur-Warmwasser-System Penzberg
Roche will die Wärmeversorgung CO2-frei und unabhängig von fossilen Energieträgern gestalten. Bislang werden alle Gebäude über drei Verteilnetze mit Wärme versorgt: einem Dampfnetz, einem Nahwärmenetz mit 90/70°C und einem Wärmerückgewinnungsnetz (WRG -Netz) mit 30/20°C. Die Erzeugung von Dampf- und Nahwärme basiert auf Erdgas, welches in Blockheizkraftwerken und Dampfkesseln eingesetzt wird. Im Mittelpunkt der Umstellung steht das WRG-Netz. Hier wird durch Umbauten und entsprechende Anpassungen die Vorlauftemperatur von 30°C auf 45°C angehoben – aus dem Medium WRG wird das Medium NT45. Mit der Temperatur von 45 °C lassen sich die Gebäude beheizen und die bestehende Dampf-Luftbefeuchtung durch Wasserbefeuchtung ersetzen. Auch die Raumluft wird über dieses neue Netz temperiert. Die Temperaturerhöhung von 30 auf 45 °C erfolgt durch den Umbau von zwei existierenden Kältemaschinen, welche künftig als Wärmepumpen vollständig mit erneuerbarem Strom betrieben werden. Sie nutzen dafür die Prozessabwärme von Energieerzeugungsanlagen. Diese umgebauten Wärmepumpen haben einen COP-Wert von „sieben“, dieser ist deutlich größer als bei standardisierten Wärmepumpen mit einem COP von „drei“ bis „fünf“ (COP = “coefficient of performance”, also Heizleistung je elektrische Antriebsleistung). Die Nutzung der Prozessabwärme wird auch den Einsatz der Kühltürme senken. Dies soll 36.000 m³ Wasser und 18.200 MWh Strom pro Jahr sowie auch den Einsatz von Bioziden einsparen. Die jährlichen CO2-Einsparungen liegen für 2023 bis 2025 voraussichtlich bei 1.737 t CO2, steigern sich bis 2029 um weitere 2.171 t CO2, so dass diese ab 2030 insgesamt bei 3.908 t CO2 liegen werden.
Durch clevere und durchdachte Anpassungen an der bestehenden Wärmenetzinfrastruktur wurden nicht nur hohe Einsparpotenziale gehoben, sondern auch die Basis für weitere Effizienzoptimierungen am Standort geschaffen. Ein rundum gelungenes Projekt einer weitsichtigen, nachhaltigen Standortkonzeption!
Sieger "Bestes Mittelstandsprojekt" - Rudolf GmbH
Hochleistungs-Energiepfähle zur energieeffizienten Bereitstellung von Kühlwasser
Die Rudolf GmbH bringt zur Deckung des Kältebedarfs der chemischen Prozesse am Hauptsitz in Geretsried Mitte 2023 sieben Hochleistungs-Energiepfähle (HEP) in den Untergrund ein. Da die Erde ab einer Tiefe von ca. 10 m eine konstante Temperatur von ca. 10°C besitzt, kann mit dieser Technologie eine oberflächennahe Geothermie zum Kühlen erschlossen werden. Die mit Wasser gefüllten HEP enthalten ein für die Rudolf GmbH optimiertes Wärmeübertragungssystem. Die HEP verbrauchen im Vergleich zu einer herkömmlichen Kältemaschine mit Rückkühler 93 % weniger Energie und können nahezu CO2-neutrale Kälte zur Verfügung stellen. Außerdem wird kein Wasser verbraucht bzw. verdunstet, um die Kälte zur Verfügung zu stellen. Zudem kann auf umweltschädliche Kühlmedien verzichtet werden.
Das Projekt macht oberflächennahe Geothermie für die industrielle Kälteversorgung nutzbar – nach dem Motto „Efficiency First“ wurde der effizienteste Weg eingeschlagen!
3M Deutschland GmbH
Installation einer Wärmepumpe im Kühlwasser
Gemeinsam mit einem externen Energiedienstleister befindet sich 3M in der Projektierung bzgl. Installation einer Wärmepumpe, um die Wärme des Kühlwassers zu nutzen und somit Teile der bisher durch Erdgas erzeugten Wärme zu ersetzen. Zusätzlich ist die Installation eines Kühlkreislaufs und damit die Senkung die Wasserentnahme geplant. Durch den Einsatz der Wärmepumpe können pro Jahr bis zu 649 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden und über 3.200 MWh Erdgas eingespart werden (im Gegenzug müssten nur ca. 1.000 MWh Strom eingesetzt werden, welcher gemäß der 3M Nachhaltigkeitsziele bereits aus zertifizierten Quellen für erneuerbare Energien eingekauft wird).
Ein tolles Projekt mit Vorbildcharakter, das hohe spezifische Einsparungen für Energie, CO2-Emissionen und Wasserverbrauch am Standort realisiert!
BAYERNOIL Raffineriegesellschaft mbH
Energiescouts
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Produktion der BAYERNOIL Raffinerien können sich als Energiescout besonders engagieren. Sie tragen aktiv zur kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz des Betriebs bei durch:
- Erkennen von Energieeinsparpotenziale und wenn möglich diese direkt umsetzen (Housekeeping)
- Schaffen von Bewusstsein für den schonenden Umgang mit Energie und Rohstoffen am Arbeitsplatz (Jeder ist verantwortlich)
- Einnehmen einer Kommunikations-/Vorbildrolle als Bindeglied zwischen Produktion und Tagdienst um Mitarbeiter bei der Findung und Umsetzung von Energieeinsparmöglichkeiten zu unterstützen und zu motivieren.
Kollektives Anpacken für die Energieeffizienz! Die Energiescouts machen den Effizienzgedanken zur Gemeinschaftsaufgabe – mit Strahlkraft weit über den Arbeitsplatz hinaus!
CABB Group GmbH
Installation eines Abgaswäschers
CABB hat in Gersthofen einen neuen Abgaswäscher installiert, welcher eine Rückgewinnung von Rohstoff ermöglicht. Dies hat zur Folge, dass eine anschließende Kälteanlage deutlich entlastet wird, da dort nur noch der entsprechende Restgehalt auskondensiert werden muss. Dadurch werden pro Jahr 180 MWh an elektrischer Energie gespart und 103 Tonnen an CO2-Emissionen (Scope 2) verhindert. Die Rückgewinnung über den Abgaswäscher ist außerdem effizienter und führt zu einer erheblichen Einsparung des Rohstoffs. Hierüber lässt sich eine weitere CO2-Reduzierung in Höhe von 910 t/a im Scope 3 ableiten sowie eine weitere Vermeidung direkter CO2-Emissionen im Restabgasstrom in Höhe von ca. 282 Tonnen pro Jahr (Scope 1) erreichen.
Ein toller Verfahrens-Kniff als kreative Lösung zur Erhöhung der Energie- und Rohstoffeffizienz!
CABB Group GmbH
Energetische Wasserstoffüberschussverwertung (H2 Dampfkessel)
Um die bisher ungenutzten Wasserstoffüberschussmengen im Produktionswerk in Gersthofen energetisch verwerten zu können, wurde ein Dampfkessel samt speziellem Brenner installiert. Dieser reduziert den fremdbezogenen Dampf erheblich und führt damit zu einer deutlichen CO2-Einsparung. Die jährliche Dampfeinsparung beläuft sich auf rund 10.000 t Dampf (= 8 GWh) und minimiert den gesamten Dampfbedarf um 15 %. Dies führt zu einer CO2-Reduktion von ca. 1.500 t/a. Das Projekt ist somit auch ein wesentlicher Baustein in der Klimaschutzstrategie der CABB Group, die eine Reduzierung der verursachten CO2-Emissionen von insgesamt 30.000 t/a (Scope 1 und 2 Emissionen) bis 2025 im Vergleich zum Jahr 2019 vorsieht.
Das Projekt zeigt gelebte H2-Readiness und ist ein nachahmenswerter Beitrag für eine effiziente und nachhaltige Standortversorgung!
Eckart GmbH
Vermeidung von Leerlaufphasen an Kompressorstationen
Eckart hat eine neue Kompressorstation installiert. Sie ist ein komplexes System, das in die Prozessführung einer Produktionsgroßanlage eingebunden ist. Bei der Modernisierung wurden die Niederdruckkompressoren gegen neue Modelle getauscht. Die Kompressorstation ist eine Kombination aus Nieder- und Hochdruckverdichtern, die im Verbund gesteuert werden. Dieser Komplex ist ein zentrales Element innerhalb der gesamten Anlagentechnik. Liefermengen und Verbrauchsmengen wurden über Einstellarbeiten und Prozessanpassungen aufeinander abgestimmt. Dies führte über Laufzeitreduzierungen von 30 – 50% zu signifikanten Energieeinsparungen von über 250.000 kWh/a.
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Ein wichtiger und wertvoller Energieeffizienzbaustein für das Standortkonzept!
Hoffmann Gruppe
Steigerung der Energieeffizienz bei der Unternehmensgruppe Hoffmann
Als energieintensives Unternehmen ist die Hoffmann Mineral GmbH stark von den volatilen Energiepreisen abhängig. Um die Abhängigkeit zu reduzieren, die Energiekosten zu senken und zur Gesamtstabilität der energetischen Versorgung in der Region beizutragen, soll das Projekt „Energieeffizienz“ den Gesamtenergieverbrauch des Unternehmens um mindestens 10% reduzieren. Mit einer neugeschaffenen Arbeitsgruppe intensiviert die Unternehmensgruppe Hoffmann die Aktivitäten zur Identifikation und Umsetzung von Potenzialen zur Energieeinsparung. Die Arbeitsgruppe hat damit begonnen, das Projekt vorzubereiten, die Projektziele sowie Vorgehensweise an alle Kollegen*innen zu kommunizieren. Denn bei der Identifikation und Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Energieeinsparung ist jede(r) Mitarbeiter*in gefragt. Erste Maßnahmen zur Umsetzung sind bereits beschlossen bzw. umgesetzt. So wurden bereits erste energieeffiziente Motoren und Kompressoren beschafft sowie eine Photovoltaik-Anlage genehmigt.
Ein schönes Beispiel wie Energieeffizienz institutionalisiert und strukturiert als Teil der Unternehmenskultur gelebt werden kann!
Roche Diagnostics GmbH
CORAnP – CO2 Reduction Air Handling Units n Penzberg
(n als Zähler für einzelne Projekte)
Am großflächigen Standort in Penzberg werden weit über 100 Lüftungsanlagen betrachtet und sollen kurz- und langfristig an das CO2-optimierte Energiekonzept adaptiert werden. Dies beinhaltet insbesondere eine Wasserbefeuchtung (auch in GMP-Betrieben) sowie Niedertemperaturtauglichkeit und adiabate Abluftbefeuchtung. Die Technologie „Wasserbefeuchtung“ ist grundsätzlich am Markt etabliert. Im Bereich der Reinraumtechnik jedoch nahezu nicht angewendet. Durch den Wechsel von einer Dampfbefeuchtung auf kaltes Hochdruckwasser, kann der Erdgasverbrauch wesentlich reduziert werden. Das Projekt bietet zudem das Potential über 9.000to/pro Jahr CO2-Emission zu verhindern.
Ein eindrucksvoller und durchdachter Ansatz zur energieeffizienten Belüftung für sämtliche Bereiche eines großflächigen Standorts!
WACKER Chemie AG
Aus der Not eine Tugend machen!
Eine effiziente Wärmerückgewinnung bei thermischen Trennverfahren der Destillation
Seit Anfang 2023 ist eine neue Destillationskolonne des Geschäftsbereichs SILICONES im Werk Burghausen in Betrieb. Mit Blick auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wurde dabei die vorherige aber nicht einfach eins zu eins ersetzt, sondern vielmehr eine komplett neue, deutlich modernere und energieeffizientere Anlage errichtet, zwischen den Kolonnen eine Wärmeintegration aufgebaut sowie – ebenfalls mit Blick auf die Effizienz – die Heizdampfversorgung umgebaut. Die neue Kolonne zeigt in den ersten Betriebswochen, dass dank der mit mehr Trennstufen versehenen Anlage und der Wärmekopplung mit einer vorhandenen Destillationskolonne bereits jetzt knapp 57.400 Tonnen Dampf p.a. eingespart werden können. Das entspricht einer CO2-Einsparung von 10.000 Tonnen p.a. Dies kann in Zukunft sogar noch gesteigert werden.
Ein beeindruckendes Projekt, das in einem bereits hocheffizienten Verbundstandort nochmals erhebliche Energieeinsparungen und Effizienzpotenziale realisiert – hier ist Energieeffizienz wahrlich eine Grundhaltung!
Alle Landessieger treten im Responsible-Care-Bundeswettbewerb gegeneinander an
Die Sieger auf Landesebene nehmen automatisch am Bundeswettbewerb teil. Daher treten die bayerischen Sieger treten nun mit ihren Projekten auf Bundesebene gegen die Siegerprojekte aus den anderen sieben VCI-Landesverbänden an. Die Bundessieger werden dann auf der VCI-Mitgliederversammlung am 05. September 2023 geehrt.
Wir wünschen dafür viel Erfolg und drücken bis dahin fest die Daumen.
Einen Flyer, mit einer Zusammenfassung aller Projekt, finden Sie hier!
Responsible Care ist ein Beitrag zur gemeinsamen Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 der drei Partner Verband der Chemischen Industrie e.V., IG Bergbau, Chemie, Energie und Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. Mit einer Teilnahme leistet jedes Unternehmen gleichzeitig einen Beitrag zu unserer Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3.